Erfüllter leben


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Zur Lage der Welt 2010.
Einfach besser leben: Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil

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Im Anschluss an den gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen hat das Worldwatch Institute in Washington seinen Bericht zur Lage der Welt 2010 mit dem englischen Titel Transforming Cultures: From Consumerism to Sustainability herausgegeben. Nach dem Unvermögen der Regierungen, sich auf eine globale Antwort auf den Klimawandel zu verständigen, ist es spätestens jetzt sinnvoll, verstärkt die Veränderungsbereitschaft der Zivilgesellschaft anzusprechen. Es geht um einen tiefgreifenden Wandel von Gewohnheiten und Verhaltensweisen: von einem verschwenderischen Lebensstil zu einem ökologisch verantwortlichen Wohlstandsmodell.

Das sagt sich leichter, als es getan ist. Vor allem wird man ohne die richtigen Rahmensetzungen seitens der Politik nicht auskommen. Zwar hat jeder Einzelne schon heute mehr oder weniger große Entscheidungsspielräume: wie wir uns ernähren, wie viel und welchen Strom wir verbrauchen (Ökostrom ist eine Alternative!), wie viel Auto wir fahren, welche Art von Urlaub wir machen, wie umweltbewusst wir einkaufen. Hausbesitzer können den Wärmeverbrauch ihrer Gebäude drastisch senken und auf umweltfreundliche Heizungsanlagen umstellen. Und wir alle haben als Kunden durchaus Einfluss auf die Produktpolitik der Unternehmen. Die Nachfrage bestimmt das Angebot mindestens so sehr wie neue Angebote auch neue Nachfrage hervorrufen (Apple lässt grüßen!).

Aber letztlich kann das individuelle Verhalten die großen Weichenstellungen in der Energie-, Verkehrs- oder Steuerpolitik nicht ersetzen. Wenn das System falsch programmiert ist, stößt der gute Wille der Einzelnen an Grenzen. Deshalb brauchen wir auch weiterhin den UN-Klimaprozess und völkerrechtlich verbindliche Abkommen. Auch das Welthandelssystem muss reformiert werden. Sonst werden wir das Ziel einer Halbierung der globalen Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2050 nicht erreichen. Und das heißt auch: Wir in den Industrieländern müssen bis 2050 bei 100 Prozent Erneuerbaren Energien ankommen!

Der vorliegende Report versammelt eine Vielzahl ermutigender Beispiele für neue Verhaltensmuster und Lebensstile. Das gilt sogar für die USA, deren verflossener Präsident noch verkündete, der »American Way of Life« sei nicht verhandelbar. Was sich in Amerika tut, ist von besonderer Bedeutung, da die Vereinigten Staaten nun endlich von einem Bremser zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit werden müssen. Das Jahr 2010 ist dafür der Lackmustest: In diesem Jahr wird der Senat hoffentlich eine nationale Energie- und Klimagesetzgebung verabschieden, mit der die USA Anschluss an Europa und China finden. Sonst können sie sich nicht glaubwürdig an den internationalen Klimaverhandlungen beteiligen, die auch nach Kopenhagen weitergehen werden. Der nächste Klimagipfel in Mexiko Ende diesen Jahres wird den USA sehr dicht auf die Pelle rücken. Und er wird auch die Debatte über die Veränderung der Alltagskultur in den Vereinigten Staaten schüren.

Auch Europa ist gefordert. Die Europäische Union muss sich endlich ohne Vorbehalt zum Ziel einer 30-prozentigen Reduzierung von Treibhausgasen bis zum Jahr 2020 bekennen. Und Deutschland muss deutlich machen, wie es die von der Bundesregierung bekräftigte Zielmarke von minus 40 Prozent umsetzen will. Das geht nur durch eine große konzertierte Aktion von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Mehr ökologische Rücksicht und Weitsicht muss für Alle zum elften Gebot werden. Dabei können wir unterm Strich sogar an Lebensqualität gewinnen. Nicht immer mehr, sondern anders bzw. einfach besser ist eine viel versprechende Devise - für die Politik, für unsere Arbeit wie auch für unsere persönliche Lebensführung.

Quelle: Vorwort der deutschen Herausgeber

Worldwatch Institut (Hrsg.), Zur Lage der Welt 2010. Einfach besser leben: Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil, oekom Verlag München.